Mehr als ein Jahrzehnt ist vergangen, seit die Tesla Model S die Automobilwelt auf den Kopf gestellt hat. Einst der unangefochtene Pionier, sieht sie sich heute einer Legion von Konkurrenten von Porsche, Lucid und Mercedes gegenüber, die in Sachen Luxus und Verarbeitungsqualität oft mehr zu bieten haben. Doch der alternde König hat nicht vor, seinen Thron kampflos aufzugeben. Während andere seine Innovationen kopiert haben, verteidigt die Model S (2025), insbesondere in der Plaid-Version, ihre Krone mit einem einzigen, brutalen rechten Haken, den niemand parieren kann: schierer, unerbittlicher Beschleunigung.
Die Waffe: Das Plaid-Antriebssystem
Der Grund, warum die Model S auch heute noch relevant ist, lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Plaid. Es ist weniger ein Antrieb als vielmehr eine physikalische Anomalie, die als Waffe gegen jeden Herausforderer dient.
Drei Motoren, 1.020 PS: Die Zahlen hinter dem Wahnsinn
Das Plaid-System besteht aus drei Elektromotoren – einer an der Vorderachse und zwei an der Hinterachse –, die zusammen eine Spitzenleistung von 1.020 PS (750 kW) erzeugen. Diese Kraft ermöglicht eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in offiziell 2,1 Sekunden. In der Realität bedeutet das eine fast gewalttätige Vorwärtsbewegung, die den Atem raubt und das Gehirn gegen den Schädel drückt. Es ist ein Erlebnis, das bisher nur für den Besitz eines Multi-Millionen-Euro-Hypercars zugänglich war und nun in einer fünfsitzigen Limousine verfügbar ist.
Das Beschleunigungserlebnis: Jenseits von schnell
Eine Plaid-Beschleunigung ist mit normalem Autofahren nicht zu vergleichen. Es gibt kein Motorengeräusch, kein Drama, nur eine sofortige, surreale Verschiebung der Realität. Die Welt außerhalb der Seitenfenster verschwimmt augenblicklich. Überholmanöver auf der Autobahn sind keine Manöver mehr, sondern Gedankensprünge. Diese Fähigkeit, jederzeit und bei jeder Geschwindigkeit eine derartige Kraft zu entfesseln, ist die Kerndisziplin, in der die Model S nach wie vor ungeschlagen ist.
Der Athlet im Alltag: Reichweite und das Supercharger-Netzwerk
Ein reiner Sprinter wäre nutzlos ohne Ausdauer. Auch hier verteidigt die Model S ihre Position als eines der effizientesten Elektroautos. Die Plaid-Version bietet eine beeindruckende WLTP-Reichweite von rund 600 km. Dies, kombiniert mit Teslas riesigem und zuverlässigem Supercharger-Netzwerk, macht die Model S zu einem der besten Langstrecken-Elektrofahrzeuge. Die Fähigkeit, schnell Energie nachzuladen (bis zu 250 kW), ist ein entscheidender Vorteil, der es dem “Athleten” ermöglicht, seine Leistung über lange Distanzen aufrechtzuerhalten.
Die Achillesfersen des Champions
Trotz seiner unglaublichen Stärke ist der König nicht unverwundbar. In den Disziplinen, in denen die Konkurrenz aufgeholt hat, zeigt die Model S ihr Alter und ihre Kompromisse.
Interieur: Minimalismus oder Sparmaßnahme?
Das Cockpit wird vom riesigen 17-Zoll-Bildschirm und dem umstrittenen Yoke-Lenkrad (ein rundes Lenkrad ist eine kostenlose Option) dominiert. Während Fans dies als futuristisch feiern, empfinden viele es im Vergleich zum opulenten Luxus eines Mercedes EQS oder der handwerklichen Perfektion eines Porsche Taycan als karg und nüchtern. Die Materialanmutung und die Liebe zum Detail erreichen nicht das Niveau der deutschen Premium-Konkurrenz.
Fahrkomfort und Verarbeitungsqualität
Die Fahrwerksabstimmung ist straff, um die enorme Leistung zu kontrollieren, was zu Lasten des Komforts auf schlechten Straßen geht. Zudem bleibt die Verarbeitungsqualität, insbesondere die Konstanz der Spaltmaße, ein oft kritisierter Punkt, der nicht ganz zum hohen Preis des Fahrzeugs passt.
Vorteile und Nachteile der Tesla Model S (2025)
Vorteile | Nachteile |
Absolut surreale Beschleunigung (besonders Plaid) | Innenraum-Anmutung nicht auf Niveau der deutschen Konkurrenz |
Hohe Reichweite und hervorragende Effizienz | Fahrkomfort ist straff und weniger souverän als bei Rivalen |
Exzellentes und zuverlässiges Supercharger-Ladenetzwerk | Verarbeitungsqualität kann inkonsistent sein |
Großzügiges Ladevolumen dank Fließheck-Design | Bedienkonzept fast ausschließlich über Touchscreen |
Kontinuierliche Verbesserung durch Over-the-Air-Updates | Das polarisierende Yoke-Lenkrad ist nicht für jeden geeignet |
Fazit: Immer noch der ungeschlagene König der Beschleunigung
Die Tesla Model S (2025) ist nicht mehr der beste Allrounder im Segment der elektrischen Luxuslimousinen. Konkurrenten bieten mehr Luxus, besseren Komfort und eine höhere wahrgenommene Qualität. Aber das war auch nie der entscheidende Kampf für Tesla. Die Model S bleibt der unangefochtene Champion in der Disziplin, die ihr am wichtigsten ist: pure, überwältigende Leistung. Sie ist ein technologisches Statement, das beweist, wer immer noch die Messlatte für elektrische Performance setzt. Wer das schnellste Serienauto mit vier Türen sucht, kommt auch im Jahr 2025 nicht an der Model S Plaid vorbei.