Er ist das Auto, auf das viele Familien in Deutschland warten: ein großer, vollelektrischer SUV mit sieben Sitzen von Volkswagen. Er existiert, er wird gebaut und er ist erfolgreich. Der Haken: Es gibt ihn nur in China. Wir stellen den VW ID.6 vor – den pragmatischen Elektro-Riesen, den es bei uns nicht zu kaufen gibt.
Während Volkswagen in Europa mit dem ID.3, ID.4 und dem stylishen ID. Buzz die Elektromobilität vorantreibt, klafft im Portfolio eine Lücke: ein klassischer, großer Familien-SUV mit dritter Sitzreihe und reinem E-Antrieb. Doch diese Lücke existiert nur auf unserer Landkarte. In China, dem größten Automarkt der Welt, hat VW genau dieses Auto bereits seit 2021 im Programm: den ID.6.
Er basiert auf der gleichen MEB-Plattform wie seine europäischen Brüder, wurde aber speziell für die chinesischen Bedürfnisse nach maximalem Platzangebot entwickelt. Er ist der ultimative elektrische Praktiker – und für europäische Kunden ein faszinierender Blick darauf, was möglich wäre.
Das Wichtigste in Kürze
Merkmal | Daten (Basis: ID.6 mit 77 kWh Batterie) |
Modell | VW ID.6 (X & Crozz) |
Charakter | Der elektrische Praktiker für die Großfamilie |
Positionierung | Großer 6- oder 7-Sitzer-E-SUV für den chinesischen Markt |
Antriebe | Heckantrieb (RWD) oder Allradantrieb (AWD) |
Leistungsspektrum | 132 kW (180 PS) bis 225 kW (306 PS) |
Reichweite (WLTP, geschätzt) | ca. 360 km (58 kWh) / ca. 480 km (77 kWh) |
Verfügbarkeit (DE) | Nicht in Deutschland erhältlich |
Preis (China) | ab umgerechnet ca. 32.000 € |
Die Paradedisziplin: Platz für Sieben
Der Hauptgrund für die Existenz des ID.6 ist sein enormes Raumangebot. Mit einer Länge von 4,88 Metern und einem Radstand von fast drei Metern überragt er den ID.4 um satte 30 Zentimeter. Dieser Zuwachs kommt vollständig dem Innenraum zugute und ermöglicht den Einbau einer dritten Sitzreihe.
Damit wird der ID.6 zum perfekten elektrischen Begleiter für große Familien oder für Fahrten mit den Freunden der Kinder. Die zweite Sitzreihe ist zudem längs verschiebbar, was eine hohe Variabilität zwischen Beinfreiheit und Kofferraumvolumen ermöglicht. Er ist im Grunde der elektrische Nachfolger des Sharan im SUV-Format.
Antrieb und Reichweite: Bewährte MEB-Technik
Unter dem Blech steckt die bekannte und bewährte Technik des Modularen E-Antriebs-Baukastens (MEB).
- Batterien: Es stehen zwei Batteriegrößen zur Wahl: 58 kWh oder 77 kWh (Netto-Kapazität).
- Motoren: Den ID.6 gibt es mit Heckantrieb und 180 oder 204 PS oder als Allradversion “4MOTION” mit einem zweiten E-Motor an der Vorderachse und einer Systemleistung von 306 PS.
- Reichweite: Nach der chinesischen Messnorm (CLTC, ehemals NEFZ) werden Reichweiten von bis zu 588 km angegeben. Realistisch auf den europäischen WLTP-Zyklus umgerechnet, dürfte die maximale Reichweite mit der großen Batterie bei rund 480 Kilometern liegen – ein solider Wert für einen so großen SUV.
Warum nicht in Deutschland? Die ID. Buzz-Strategie
Die Entscheidung von VW, den ID.6 nicht in Europa anzubieten, hat strategische Gründe. Man will sich nicht selbst Konkurrenz machen. Für den europäischen Markt hat Volkswagen den VW ID. Buzz als emotionalen und designorientierten Sympathieträger für die elektrische Großfamilie positioniert. Der ID. Buzz (insbesondere in der Langversion) bietet zwar eine noch bessere Raumausnutzung, ist aber als “moderner Bulli” ein völlig anderes Konzept als der klassische SUV ID.6. Der ID.6 wäre die pragmatischere, der ID. Buzz ist die emotionalere Wahl.
Preis und Konkurrenz: Ein Blick auf den Markt
In China startet der ID.6 zu Preisen, von denen man in Deutschland nur träumen kann: umgerechnet rund 32.000 Euro. Selbst als Grauimport (was einige Händler anbieten) kostet er dann aufgrund von Steuern und Transport schnell über 65.000 Euro und verliert seinen Preisvorteil.
In Deutschland würde er in eine Lücke stoßen. Die Konkurrenz an bezahlbaren, siebensitzigen E-SUVs ist klein:
- Kia EV9: Der koreanische Riese ist extrem geräumig und technologisch führend, aber auch deutlich teurer.
- Mercedes EQB: Ist kompakter und bietet in der dritten Reihe nur Notsitze.
- VW ID. Buzz (Langversion): Die offizielle Alternative von VW, aber mit einem anderen Image und Fokus.
Fazit: Der pragmatische Riese, der uns fehlt
Der VW ID.6 ist der Beweis, dass Volkswagen genau das Auto bauen kann, das viele deutsche Familien suchen. Er ist ein unkomplizierter, extrem geräumiger und rein elektrischer Praktiker. Er verzichtet auf Lifestyle-Allüren und konzentriert sich auf das Wesentliche: den sicheren und emissionsfreien Transport von bis zu sieben Personen.
Auch wenn die strategische Entscheidung für den ID. Buzz in Europa nachvollziehbar ist, bleibt ein Gefühl der verpassten Chance. Der VW ID.6 ist der pragmatische Elektro-Riese, der in der europäischen VW-Palette eine schmerzliche Lücke hinterlässt.
Vor- und Nachteile
Vorteile (Pros) | Nachteile (Cons) |
✅ Geräumiger 7-Sitzer mit viel Platz | ❌ In Deutschland/Europa nicht offiziell erhältlich |
✅ Bewährte und solide MEB-Elektrotechnik | ❌ Chinesische Reichweitenangabe (CLTC) nicht direkt vergleichbar |
✅ Sehr attraktiver Preis (auf dem chinesischen Markt) | ❌ Interieur-Qualität nicht auf dem Niveau europäischer Top-Modelle |
✅ Klassisches SUV-Design als Alternative zum ID. Buzz | ❌ Fehlende für Europa spezifische Features wie eCall |
✅ Verschiedene Akku- und Antriebsvarianten |
Urteil des Redakteurs
Der VW ID.6 ist das vielleicht vernünftigste Elektroauto, das VW baut – und es uns vorenthält. Er ist der pragmatische Riese, der beweist, dass Elektromobilität und große Familien kein Widerspruch sein müssen. Während der ID. Buzz das Herz anspricht, wäre der ID.6 die Wahl des Kopfes gewesen. Es ist schade, dass wir diese Wahl nicht haben.