Er sollte die dritte große Ära für Volkswagen einläuten, ein Elektroauto für Millionen sein. Doch der Start des VW ID.3 war holprig, geprägt von Software-Problemen und Qualitätskritik. Mit einem umfassenden Facelift hat VW nachgebessert. Wir analysieren im Detail, ob der innovative Pionier nun endlich erwachsen geworden ist und mit dem neuen GTX sogar zum Sportler wird.
Als der VW ID.3 im Jahr 2020 auf die Straßen rollte, waren die Erwartungen riesig. Er war das erste Auto auf der neuen MEB-Plattform, das Symbol für den Aufbruch von Volkswagen in die elektrische Zukunft. Doch die Realität war ernüchternd. Hartplastik im Innenraum und eine unzuverlässige Software trübten das Bild des “elektrischen Golfs”.
Volkswagen hat die Kritik gehört. Das große Facelift, das seit 2024 auf dem Markt ist, war mehr als nur eine kosmetische Korrektur. Es war ein Bekenntnis zur Qualität und der Versuch, das ursprüngliche Versprechen doch noch einzulösen. Und mit dem neuen, sportlichen ID.3 GTX für 2025 soll der einstige Innovator nun auch die Herzen der Performance-Fans erobern.
Das Wichtigste in Kürze
Merkmal | Daten (Basis: ID.3 Pro S) |
Modell | VW ID.3 (Facelift) |
Charakter | Der gereifte Innovator |
Antriebe | Heckantrieb (Pro, Pro S, GTX) |
Leistungsspektrum | 150 kW (204 PS) bis 240 kW (326 PS) |
Batteriegrößen (netto) | 58 kWh, 77 kWh, 79 kWh (GTX) |
Highlight | Deutlich verbesserte Innenraumqualität, hohe Effizienz |
Preis (Listenpreis) | ab ca. 39.995 € |
Das Facelift: Ein Sprung in der Qualität
Die wichtigste Neuerung ist im Innenraum spür- und sichtbar. VW hat die kratzempfindlichen Hartplastik-Wüsten durch unterschäumte, weiche Oberflächen an Armaturenbrett und Türverkleidungen ersetzt. Das bedeutet für den Fahrer: Das Ambiente ist nun deutlich hochwertiger und dem Preis angemessen. Es fühlt sich endlich wie ein echter Volkswagen an.
Die Software wurde über die Jahre durch zahlreiche Updates stabilisiert und mit neuen Funktionen wie dem “intelligenten” Lade- und Routenplaner aufgewertet. Auch wenn die unbeleuchteten Touch-Slider für Temperatur und Lautstärke ein ärgerliches Detail bleiben, ist die Bedienung laut ADAC-Test nun deutlich ausgereifter.
Antriebe und Reichweite: Effizienter Dauerläufer und neuer Sprinter
Der ID.3 bleibt ein Meister der Effizienz.
- ID.3 Pro S (77 kWh): Im anspruchsvollen ADAC Ecotest erreichte dieses Modell eine beeindruckende Realreichweite von 450 Kilometern. Das macht ihn zu einem absolut langstreckentauglichen Begleiter.
- Der neue ID.3 GTX: Als elektrisches Pendant zum Golf GTI bringt der GTX echte Performance in die Baureihe. Mit bis zu 326 PS und einem massiven Drehmoment von 545 Nm beschleunigt er in 5,9 Sekunden auf 100 km/h. Eine neue, größere 79-kWh-Batterie soll auch hier für Reichweiten um die 600 Kilometer (WLTP) sorgen.
Zuverlässigkeit und Langlebigkeit: Die große Stärke
Hier zeigt sich die solide Basis des Innovators.
- TÜV-Report 2025: Der ID.3 schneidet überdurchschnittlich gut ab. Mit einer Mängelquote von nur 5,4% bei den ersten Hauptuntersuchungen beweist er, dass seine Hardware grundsolide ist.
- ADAC 100.000-km-Langzeittest: Ein ID.3 Pro S wurde über 2,5 Jahre intensiv getestet. Das Ergebnis: keine größeren Defekte. Und, besonders wichtig für E-Auto-Käufer: Nach 100.000 Kilometern hatte die Batterie noch eine Restkapazität (State of Health) von 93%. Ein exzellenter Wert, der die Langlebigkeit der Akkutechnik beweist.
Sicherheit: Fünf Sterne sind gesetzt
Im Euro NCAP Crashtest erhielt der ID.3 die Höchstwertung von fünf Sternen. Mit sehr guten Werten für den Insassenschutz (Erwachsene 87%, Kinder 89%) und die Assistenzsysteme (88%) gehört er zu den sichersten Fahrzeugen seiner Klasse.
Die wichtigsten Konkurrenten
Das Wettbewerbsumfeld hat sich seit 2020 dramatisch verschärft.
- Tesla Model 3: Bleibt der Maßstab bei Effizienz, Ladeleistung und Ladenetzwerk. Der ID.3 kontert mit seinem praktischeren Steilheck und einer besseren Verarbeitungsqualität.
- MG4 Electric: Der aggressive Herausforderer aus China. Bietet ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis und ebenfalls sportliche Versionen. Der ID.3 muss seinen höheren Preis durch mehr Qualität und ein besseres Gesamterlebnis rechtfertigen.
- Renault Megane E-Tech: Der stilvolle Franzose. Punktet mit seinem hochwertigen Interieur und eleganten Design. Der ID.3 bietet mehr Platz im Innenraum.
Fazit: Für wen ist der VW ID.3 jetzt?
Der VW ID.3 ist nach seinem Reifeprozess zu dem geworden, was er immer sein sollte: der elektrische Volkswagen. Er ist die perfekte Wahl für Umsteiger, die ein praktisches, sicheres und nun auch hochwertiges Elektroauto für den Alltag und die Reise suchen. Er ist geräumig wie ein Passat (im Innenraum), wendig wie ein Golf und dank des Heckantriebs erstaunlich fahraktiv. Mit dem neuen GTX ist er nun auch eine echte Option für Performance-orientierte Fahrer. Er ist der gereifte Innovator, der endlich sein volles Potenzial entfaltet.
Vor- und Nachteile
Vorteile (Pros) | Nachteile (Cons) |
✅ Deutlich verbesserte Materialqualität nach dem Facelift | ❌ Bedienung teilweise unlogisch (z.B. unbeleuchtete Slider) |
✅ Hohe Realreichweite (besonders mit 77-kWh-Batterie) | ❌ Ladeleistung im Vergleich zu neueren Konkurrenten nur Durchschnitt |
✅ Bewiesenermaßen hohe Zuverlässigkeit und geringe Batteriedegradation | ❌ Relativ hoher Preis im Vergleich zur Konkurrenz |
✅ Geräumiger Innenraum (“Open Space” Konzept) | ❌ Kein “Frunk” (vorderer Kofferraum) |
✅ Sportliche neue GTX-Version mit bis zu 326 PS |
Urteil des Redakteurs
Volkswagen hat einen langen Atem bewiesen. Der Weg des ID.3 war steinig, aber das Ergebnis überzeugt. Das Facelift hat aus einem unfertigen, aber vielversprechenden Pionier ein rundum gelungenes und ausgereiftes Elektroauto gemacht. Er ist vielleicht nicht mehr der aufregendste oder günstigste Innovator auf dem Markt, aber er ist ein extrem solider, zuverlässiger und praktischer Begleiter, der das Prädikat “Volkswagen” nun voll und ganz verdient.