Er ist über fünf Meter lang, bietet bequem Platz für sieben Erwachsene und ist in den USA ein Bestseller. Doch in Deutschland ist der VW Atlas, auch bekannt als Teramont, ein Phantom. Wir werfen einen Blick über den Atlantik und analysieren den XXL-Praktiker, den sich viele deutsche Familien wünschen würden.
Volkswagen ist eine globale Marke, doch nicht jedes Modell wird auf jedem Markt angeboten. Das beste Beispiel dafür ist der VW Atlas. Während in Europa der luxuriöse und technologisch anspruchsvolle Touareg die Speerspitze der SUV-Palette bildet, hat VW für den nordamerikanischen Markt ein völlig anderes Fahrzeug entwickelt. Der Atlas ist die Antwort auf amerikanische Bedürfnisse: maximaler Platz, unkomplizierte Technik und ein attraktiver Preis.
Er ist kein Premium-SUV im europäischen Sinne. Er ist ein reiner Praktiker, ein riesiger Familien-Transporter, der Komfort und Nutzwert über alles stellt. Mit dem umfassenden Facelift für das Modelljahr 2024/2025 wurde er nochmals aufgewertet und zeigt eindrucksvoll, was im Segment der großen Familien-SUVs möglich ist.
Das Wichtigste in Kürze
Merkmal | Daten (Basis: US-Modell 2025) |
Modell | VW Atlas / Teramont |
Charakter | Der ultimative XXL-Praktiker |
Positionierung | Großer 7-Sitzer-SUV für den nordamerikanischen Markt |
Motor | 2.0 Liter Vierzylinder-Turbo (273 PS / 269 hp) |
Antrieb | Frontantrieb oder Allradantrieb 4MOTION |
Verfügbarkeit (DE) | Nicht in Deutschland erhältlich |
Preis (USA) | ab ca. 39.000 US-Dollar |
Die Paradedisziplin: Raum im Überfluss
Der Hauptgrund für den Erfolg des Atlas ist sein gigantisches Platzangebot. Mit einer Länge von fast 5,10 Metern überragt er einen Skoda Kodiaq um 34 Zentimeter und selbst den VW Touareg um über 20 Zentimeter. Dieser Größenunterschied macht sich im Innenraum deutlich bemerkbar:
- Dritte Sitzreihe: Im Gegensatz zu vielen europäischen 5+2-Sitzern bietet der Atlas laut amerikanischen Tests selbst für Erwachsene eine nutzbare dritte Sitzreihe.
- Kofferraumvolumen: Selbst bei voller Bestuhlung mit sieben Personen verbleiben noch beeindruckende 583 Liter Ladevolumen. Klappt man die dritte Reihe um, wächst der Kofferraum auf riesige 1.571 Liter. Bei komplett flacher Ladefläche sind es unglaubliche 2.741 Liter.
Diese Dimensionen machen den Atlas zu einem der praktischsten Fahrzeuge seiner Klasse weltweit.
Antrieb und Technik: Amerikanische Vernunft
Mit dem Facelift hat VW die Motorenpalette vereinfacht. Der durstige VR6-Motor wurde gestrichen. Nun treibt alle Atlas-Modelle ein neuer 2.0-Liter-Vierzylinder-Turbomotor an, der 273 PS (269 hp) und 370 Nm Drehmoment leistet. Dieser Motor gilt als absolut ausreichend, um den großen SUV souverän zu bewegen. Er ist kein Sprinter, aber ein kraftvoller und unkomplizierter Alltagsbegleiter. Auf komplexe Hybrid-Technologie oder Dieselmotoren wird bewusst verzichtet, um den Preis niedrig und die Technik robust zu halten.
Interieur und Qualität: Aufgewertet, aber pragmatisch
Das Interieur war lange ein Kritikpunkt am Atlas. Mit dem Facelift hat VW hier deutlich nachgebessert. Hochwertigere Materialien, ein serienmäßiges 12-Zoll-Infotainment-Display und das digitale Cockpit schaffen ein modernes Ambiente. Dennoch bleibt der Fokus auf Funktionalität. Im Vergleich zum luxuriösen Touareg ist der Atlas einfacher und robuster gestaltet – eben ein echter Praktiker.
Sicherheit und Zuverlässigkeit: Keine Kompromisse
Obwohl der Atlas auf dem amerikanischen Markt als preiswertes Fahrzeug gilt, spart VW nicht an der Sicherheit. Er hat sowohl von der amerikanischen Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA die Höchstwertung von 5 Sternen als auch vom renommierten Insurance Institute for Highway Safety (IIHS) die Auszeichnung “Top Safety Pick” erhalten. In Sachen Zuverlässigkeit wird er von J.D. Power als “durchschnittlich” bewertet, was für ein Fahrzeug dieser Größe und Komplexität ein solider Wert ist.
Warum gibt es ihn nicht in Deutschland?
Die Entscheidung, den Atlas nicht in Europa anzubieten, hat mehrere Gründe. Seine schiere Größe wäre auf europäischen Straßen und in engen Parkhäusern oft unpraktisch. Zudem würde er mit seinem Fokus auf Größe und einem einfachen Antriebskonzept nicht ideal in die europäische Modellpalette passen, die stark auf Effizienz und Premium-Anspruch ausgerichtet ist. Hier übernimmt der teurere, aber technologisch fortschrittlichere VW Touareg die Rolle des Flaggschiff-SUVs.
Fazit: Der Traum vieler deutscher Familien?
Der VW Atlas ist ein faszinierender Blick darauf, wie Volkswagen auf die Bedürfnisse eines anderen Marktes reagiert. Er ist der unkomplizierte, riesige und ehrliche Familien-Transporter, den es so in Europa nicht gibt. Er opfert bewusst technologische Finesse und Premium-Materialien für maximale Praktikabilität und einen erschwinglichen Preis.
Auch wenn er für europäische Verhältnisse vielleicht zu groß und zu durstig wäre, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren: Dieser XXL-Praktiker würde auch auf deutschen Straßen viele Freunde finden.
Vor- und Nachteile
Vorteile (Pros) | Nachteile (Cons) |
✅ Gewaltiges Platzangebot, echte 7 Sitze für Erwachsene | ❌ In Deutschland/Europa nicht offiziell erhältlich |
✅ Riesiger und sehr variabler Kofferraum | ❌ Für europäische Verhältnisse sehr groß und unhandlich |
✅ Hohes Sicherheitsniveau (NHTSA 5 Sterne, IIHS Top Safety Pick) | ❌ Antrieb nicht auf maximale Effizienz ausgelegt |
✅ Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis (auf dem US-Markt) | ❌ Innenraum funktional, aber nicht auf Touareg-Niveau |
✅ Aufgewertetes, modernes Interieur nach dem Facelift |
Urteil des Redakteurs
Der VW Atlas ist die personifizierte automobile Vernunft im Großformat. Er ist das Auto, das man kauft, wenn man einfach nur Platz, Sicherheit und unkomplizierte Mobilität für die ganze Familie braucht. Er ist ein ehrlicher Arbeiter ohne Allüren. Und auch wenn wir ihn hierzulande nicht kaufen können, zeigt er doch eindrucksvoll, dass Volkswagen mehr kann als nur den europäischen Premium-Anspruch zu bedienen. Manchmal ist größer eben doch einfach besser.