Die Tesla Model X war schon immer anders. In einem Segment, das von praktischen und oft konservativen Familien-SUVs dominiert wird, landete die Model X wie ein Raumschiff von einem anderen Planeten. Auch im Modelljahr 2025, umgeben von einer wachsenden Zahl an Konkurrenten, hat sie nichts von ihrer Aura als “rollendes Konzeptfahrzeug” verloren. Ihre Identität wird weniger von traditionellen SUV-Tugenden geprägt als von dem unbedingten Willen, technologisch zu faszinieren und ein Spektakel zu bieten – mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt.
Das Spektakel der Falcon Wing Türen
Das Herzstück der Model X-Erfahrung und ihr unverkennbares Markenzeichen sind die Flügeltüren für die hinteren Passagiere. Sie sind eine Metapher für das gesamte Fahrzeug.
Der Auftritt: Wie kein anderer
Der visuelle Effekt beim Öffnen der Falcon Wing Türen ist auch Jahre nach dem Debüt unübertroffen. Sie schwenken elegant nach oben und entfalten sich dabei wie die Flügel eines Vogels. Das sorgt für Aufsehen auf jedem Parkplatz und verwandelt den alltäglichen Akt des Einsteigens in eine Show. Der praktische Nutzen ist ein extrem großer Einstiegsbereich, der es Eltern erleichtert, Kinder in ihren Sitzen anzugurten, ohne sich bücken zu müssen.
Die Praxis: Genie und Wahnsinn
Im Alltag offenbart das Spektakel seine zweite Seite. Die Türen benötigen dank intelligenter Sensoren zwar nur etwa 30 cm seitlichen Abstand, sind aber anfällig für niedrige Decken in Garagen. Sie öffnen und schließen deutlich langsamer als konventionelle Türen. Ihre mechanische Komplexität macht sie zudem zu einer potenziellen Fehlerquelle, die weit über die eines normalen Türscharniers hinausgeht. Sie sind eine faszinierende, aber oft umständliche Lösung für ein Problem, das eigentlich nicht existierte.
Die Technik des Innovators
Neben den Türen ist die Model X vollgepackt mit Technologie, die ihre Sonderstellung unterstreicht.
Plaid-Antrieb: Die Leistung eines Hypercars
Wie die Model S verfügt auch die Model X über den optionalen Plaid-Antriebsstrang. Drei Elektromotoren mit einer Gesamtleistung von 1.020 PS katapultieren dieses über 2,4 Tonnen schwere SUV in ca. 2,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Das ist eine Beschleunigung, die die meisten Supersportwagen deklassiert und in einem siebensitzigen Familienfahrzeug absolut surreal wirkt. Es ist die ultimative Demonstration der Überlegenheit des elektrischen Antriebs und ein zentraler Teil des innovativen Charakters der Model X.
Das Cockpit der Zukunft?
Das Fahrerlebnis wird durch das riesige Panorama-Windschutzscheibe geprägt, die sich bis über die Köpfe der vorderen Insassen erstreckt und ein unvergleichliches Raum- und Sichtgefühl vermittelt. Gesteuert wird alles über den zentralen 17-Zoll-Touchscreen und das kontroverse Yoke-Lenkrad, das eher an ein Flugzeug als an ein Auto erinnert. Dieser radikale Minimalismus verzichtet fast vollständig auf physische Tasten und Hebel, was eine Eingewöhnungszeit erfordert und die Kluft zwischen der Model X und ihren traditionelleren Konkurrenten von BMW oder Mercedes weiter vergrößert.
Familien-SUV oder Luxus-Gadget?
Trotz aller technologischen Spielereien muss sich die Model X den Anforderungen an ein großes SUV stellen. Mit optionalen Konfigurationen für fünf, sechs oder sieben Sitze bietet sie eine hohe Variabilität. Das Ladevolumen ist mit bis zu 2.614 Litern (bei umgeklappten Sitzen) ebenfalls sehr großzügig. Dennoch fühlt sich der Innenraum im direkten Vergleich mit einem BMW iX oder Mercedes EQS SUV weniger luxuriös und hochwertig an. Tesla setzt auf kühlen Tech-Minimalismus, während die deutsche Konkurrenz opulente Materialien und handwerkliche Detailverliebtheit bietet.
Vorteile und Nachteile der Tesla Model X (2025)
Vorteile | Nachteile |
Einzigartiges Design mit spektakulären Falcon Wing Türen | Falcon Wing Türen sind langsam und potenziell unpraktisch |
Unglaubliche Beschleunigung der Plaid-Version | Minimalistischer Innenraum wirkt für den Preis wenig luxuriös |
Großzügiges Raum- und Ladeangebot | Verarbeitungsqualität nicht immer auf dem Niveau der Konkurrenz |
Exzellentes Supercharger-Ladenetzwerk | Fahrkomfort ist straffer als bei vielen Luxus-Rivalen |
Panorama-Windschutzscheibe sorgt für ein einzigartiges Fahrgefühl | Bedienung fast ausschließlich über Touchscreen gewöhnungsbedürftig |
Fazit: Eine Entscheidung für das Herz, nicht für den Kopf
Die Tesla Model X (2025) bleibt auch angesichts starker neuer Konkurrenz ein absolutes Unikat. Sie ist kein Fahrzeug, das man nach einer rationalen Abwägung von Pro- und Contra-Listen kauft. Konkurrenten wie der BMW iX mögen komfortabler und luxuriöser sein, ein Rivian R1S mag im Gelände fähiger sein. Aber kein anderes SUV bietet diese Mischung aus Show, unfassbarer Geschwindigkeit und dem Gefühl, ein Fahrzeug aus dem Jahr 2040 zu fahren. Die Model X ist eine emotionale Entscheidung für Early Adopter und Technik-Enthusiasten – eine Wahl für das Herz, das sich nach dem Außergewöhnlichen sehnt, selbst wenn der Kopf manchmal leise Zweifel anmeldet.