In der Welt der Supersportwagen schien man sich lange an eine Regel halten zu müssen: Fortschritt bedeutet Kompromisse. Ein Hybrid-Antrieb bedeutet mehr Gewicht. Ein Cabrio bedeutet weniger Steifigkeit. Und moderne Technik bedeutet oft ein gefiltertes, synthetisches Fahrgefühl. McLaren betritt mit dem neuen Artura Spider die Bühne, um genau diese Regeln zu brechen. Er ist nicht einfach nur die offene Version des Artura Coupés; er ist die schärfste und fokussierteste Ausprägung einer neuen Philosophie.
Der Artura Spider ist ein Supersportwagen, der scheinbar unvereinbare Gegensätze in sich vereint. Er ist ein technologisch hochmoderner Plug-in-Hybrid, aber gleichzeitig der leichteste seiner Klasse. Er bietet die Möglichkeit, lautlos durch die Stadt zu surren, nur um im nächsten Moment das ohrenbetäubende Crescendo eines auf 8.500 Touren drehenden V6 zu entfesseln. Wir bei H-H-AUTO analysieren, wie McLaren dieses Kunststück gelungen ist und warum der Artura Spider der vielleicht ehrlichste Hybrid-Supersportwagen ist, den man heute kaufen kann.
Das Wichtigste in Kürze
Merkmal | Information |
Modell | McLaren Artura Spider |
Alleinstellungsmerkmal (USP) | Leichtester Hybrid-Supersportwagen seiner Klasse, der kompromisslose Performance mit einem reinen, analogen Fahrgefühl verbindet. |
Motor | 3.0L V6 Twin-Turbo + Axialfluss-E-Motor (High-Performance Hybrid) |
Leistung | 515 kW (700 PS) / 720 Nm |
Preis (DE) | ab 275.500 € |
Preise und Versionen in Deutschland
Ein McLaren ist per Definition exklusiv, und der Artura Spider macht da keine Ausnahme. Die Preise für den deutschen Markt beginnen bei 275.500 Euro. Zur Serienausstattung kommen drei von McLaren kuratierte Interieur-Ausstattungen hinzu: “Performance” (fokussiert auf Sportlichkeit), “TechLux” (technologischer Luxus) und “Vision” (avantgardistisches Design). Darüber hinaus sind die Möglichkeiten zur Individualisierung über die hauseigene Abteilung MSO (McLaren Special Operations) nahezu unbegrenzt.
Design: Wie die Aerodynamik der Leichtigkeit dient
Das Design des Artura Spider ist ein Meisterstück der Effizienz. McLaren nennt es “shrink-wrapped” – die Karosserie spannt sich wie eine zweite Haut über die Technik. Jede Kurve, jede Öffnung ist funktional. Die neuen, aerodynamisch geformten Stützpfeiler (“Buttresses”) hinter den Sitzen kanalisieren nicht nur die Luft zum Motor, sondern verbessern durch ihre durchsichtige Polycarbonat-Struktur auch die Sicht nach hinten – ein Detail, das die Alltagstauglichkeit erhöht. Hier dient die Form nicht nur der Schönheit, sondern vor allem der Funktion und dem obersten Gebot: Gewicht sparen.
Antrieb: Das Herz eines Hybriden, die Seele eines Rennwagens
Das Herzstück ist der High-Performance-Hybrid-Antrieb, der zum Modelljahr 2025 auf eine Systemleistung von 700 PS erstarkt ist.
- Der V6-Motor: Der 3,0-Liter-Motor mit einem extrem weiten Zylinderwinkel von 120 Grad ist sehr kompakt und leicht. Durch die “Hot-Vee”-Anordnung der beiden Turbolader im Inneren des Zylinder-Vs ist das Ansprechverhalten extrem spontan.
- Der E-Motor: Ein nur 15,4 kg schwerer, aber 95 PS starker Axialfluss-Elektromotor sitzt direkt im Getriebe. Seine Hauptaufgabe ist das “Torque-Fill” – das Füllen des Drehmomentlochs, bevor die Turbolader vollen Druck aufbauen. Das Resultat: Die Gasannahme ist so scharf und linear wie bei einem Saugmotor.
In 3,0 Sekunden auf 100 km/h, in 8,4 Sekunden auf 200 km/h und eine Spitze von 330 km/h sind die brutalen Fakten. Doch die eigentliche Faszination liegt in der Art, wie diese Kraft entfesselt wird: unmittelbar und überwältigend.
Fahrverhalten: Der ‘ehrliche’ Dialog zwischen Fahrer und Straße
Hier wird der kompromisslose Anspruch des Artura Spider am deutlichsten.
- Kein Gramm zu viel: Dank des ultrasteifen McLaren Carbon Fibre Lightweight Architecture (MCLA) Monocoques benötigt der Spider keine zusätzlichen, schweren Verstrebungen. Er ist mit einem Trockengewicht von nur 1.457 kg kaum schwerer als das Coupé und deutlich leichter als sein Hauptkonkurrent, der Ferrari 296 GTS (ca. 1.540 kg trocken).
- Ein Lenkrad, das spricht: In einer Welt voller rein elektrischer Lenkungen, die das Gefühl für die Straße filtern, schwört McLaren auf eine elektro-hydraulische Servolenkung. Sie gilt unter Kennern als die beste auf dem Markt, weil sie jede Nuance des Asphalts direkt und ungefiltert an die Hände des Fahrers weitergibt. Sie schafft eine Verbindung, die man bei der Konkurrenz oft vermisst.
Das Open-Air-Erlebnis: Mehr als nur ein fehlendes Dach
In nur 11 Sekunden und bei bis zu 50 km/h versenkt sich das einteilige Hardtop hinter den Sitzen. Und was dann passiert, ist pure Magie. Der ohnehin schon präsente Sound des bis 8.500 U/min drehenden V6 wird zu einem infernalischen, aber faszinierenden Konzert direkt hinter den Ohren der Insassen. Fahren im Artura Spider ist ein Fest für alle Sinne.
Die wichtigsten Konkurrenten im Vergleich zum kompromisslosen Konzept
- Ferrari 296 GTS: Der direkte Rivale aus Maranello. Er ist ebenfalls ein V6-Plug-in-Hybrid, aber deutlich schwerer und setzt auf eine rein elektrische “Fly-by-Wire”-Lenkung. Wo der Ferrari auf digitale Perfektion setzt, kontert der McLaren mit analoger Reinheit.
- Lamborghini Huracán Evo Spyder (und Nachfolger): Die Alternative für die Fans von hochdrehenden Saugmotoren. Eine andere Philosophie, die auf pure, ungefilterte Verbrenner-Emotionen setzt, aber nicht die technologische Breite des McLaren bietet.
Fazit: Für wen ist dieses Auto?
Der McLaren Artura Spider ist kein Auto für den Boulevard. Er ist eine Fahrmaschine für Puristen, die sich nicht mit Kompromissen zufriedengeben. Er ist der Beweis, dass eine elektrifizierte Zukunft nicht zwangsläufig mehr Gewicht und weniger Gefühl bedeuten muss. Er ist die erste Wahl für den Enthusiasten, der die Effizienz und den Antritt eines Hybriden will, aber die ehrliche, ungefilterte Rückmeldung eines analogen Supersportwagens verlangt.
Vor- und Nachteile
Vorteile | Nachteile |
✅ Leichtestes Fahrzeug seiner Klasse | ❌ Sehr hoher Preis |
✅ Herausragendes, kommunikatives Fahrverhalten | ❌ Rein elektrische Reichweite (33 km) eher gering |
✅ Extrem kraftvoller und reaktionsschneller Hybrid-Antrieb | ❌ Puristischer Ansatz ist weniger alltagstauglich als bei manchen GTs |
✅ Keine Einbußen bei der Steifigkeit gegenüber dem Coupé |
Urteil des Redakteurs
Der Artura Spider ist mehr als nur ein Artura ohne Dach – er ist die bisher beste Inkarnation von McLarens Zukunftsvision. Er ist schnell, intelligent, technologisch brillant und dennoch voller Gefühl und Charakter. Er beweist, dass man nicht zwischen Seele und Fortschritt wählen muss. Man kann beides haben. Der McLaren Artura Spider ist der kompromissloseste und ehrlichste Hybrid-Supersportwagen auf dem Markt. Punkt. Für alle, die die Welt der Supersportwagen verfolgen, ist H-H-AUTO die erste Adresse.