Der Mazda MX-30 war Mazdas erster Schritt in die Elektromobilität – ein mutiger, aber auch stark kritisierter Schritt. Die rein elektrische Version (BEV) mit ihrer kleinen 35,5-kWh-Batterie und kaum 200 km Reichweite konnte auf dem deutschen Markt nie wirklich Fuß fassen. Für das Modelljahr 2025 zieht Mazda die Konsequenz: Der reine Elektro-MX-30 wird in Deutschland eingestellt. Übrig bleibt eine technologisch faszinierende Alternative: der Mazda MX-30 e-Skyactiv R-EV, ein Plug-in-Hybrid, der als Generator auf ein totgeglaubtes Konzept zurückgreift – den Wankelmotor. Ist das die geniale Antwort auf die Reichweitenangst oder nur der letzte, komplizierte Gruß einer Motorenlegende?
Das Herzstück: Wie funktioniert der serielle Plug-in-Hybrid mit Wankel-Generator?
Das Konzept des MX-30 R-EV ist ein serieller Hybrid. Das bedeutet: Die Räder werden immer vom 125 kW (170 PS) starken Elektromotor angetrieben. Der Benzinmotor dient ausschließlich dazu, über einen Generator Strom für die Batterie zu erzeugen und die Reichweite zu verlängern. Er hat keine mechanische Verbindung zu den Antriebsrädern.
Was ist ein Kreiskolbenmotor und warum nutzt Mazda ihn als Generator?
Der Wankel- oder Kreiskolbenmotor ist eine Ikone der Mazda-Geschichte, berühmt aus Modellen wie dem RX-7 und RX-8. Anstelle von auf- und absteigenden Kolben dreht sich hier ein dreieckiger Läufer in einem Gehäuse. Für den Einsatz als Generator ist er ideal: Er ist extrem kompakt, leicht und läuft sehr vibrationsarm bei einer konstanten, optimalen Drehzahl – perfekt, um effizient Strom zu erzeugen, ohne viel Bauraum zu benötigen.
Rein elektrisch im Alltag: Reichen 85 Kilometer Reichweite?
Die Lithium-Ionen-Batterie hat eine Kapazität von 17,8 kWh, was laut WLTP-Norm für eine rein elektrische Reichweite von 85 Kilometern ausreicht. Für die meisten täglichen Pendelstrecken, den Einkauf oder Fahrten in der Stadt ist das vollkommen ausreichend. Man fährt die meiste Zeit wie in einem reinen Elektroauto – leise und lokal emissionsfrei.
Was passiert, wenn die Batterie leer ist? Der Wankelmotor im Einsatz
Sinkt der Ladestand der Batterie auf ein niedriges Niveau, schaltet sich der 830-Kubikzentimeter-Wankelmotor automatisch und kaum spürbar zu. Er arbeitet dann als Generator und versorgt die Batterie mit neuer Energie, sodass die Fahrt ohne Unterbrechung weitergehen kann. Dank eines 50-Liter-Benzintanks steigt die Gesamtreichweite so auf über 600 Kilometer. Die Angst, liegenzubleiben, gehört damit der Vergangenheit an.
Design und Konzept: Ein Crossover, der anders sein will
Am grundlegenden Design des MX-30 ändert sich auch 2025 nichts. Er bleibt ein stilvoller Crossover, der sich bewusst von der Masse abhebt.
Kodo-Design: Immer noch ein Hingucker?
Absolut. Die minimalistische “Kodo”-Designsprache mit ihren klaren Flächen und der eleganten Linienführung wirkt auch Jahre nach der Premiere noch frisch und modern. Der MX-30 ist kein aggressives SUV, sondern ein urbanes Design-Statement.
Die Freestyle-Türen: Stil-Ikone oder Alltags-Hürde?
Die gegenläufig öffnenden “Freestyle”-Türen sind das markanteste Merkmal des MX-30. Sie ermöglichen einen extrem bequemen Einstieg ohne störende B-Säule. Im Alltag können sie jedoch unpraktisch sein, besonders in engen Parklücken. Da die hintere Tür erst nach der vorderen geöffnet werden kann, wird der Zustieg zum Fond für Mitfahrer schnell zur umständlichen Prozedur. Sie sind ein Kompromiss: Form geht hier klar vor Funktion.
Innenraum: Nachhaltige Materialien und das 2025-Update
Der Innenraum ist eine Oase der Ruhe und Nachhaltigkeit, mit veganem Leder und Applikationen aus Kork – eine Hommage an die Anfänge von Mazda als Kork-Hersteller. Zum Modelljahr 2025 wurde das Infotainmentsystem aufgewertet. Es bietet nun einen größeren Bildschirm, eine verbesserte Navigation und kabellose Anbindung für Apple CarPlay und Android Auto.
Fahren, Laden und Verbrauchen: Die Fakten aus der Praxis
Wie fährt sich der MX-30 R-EV?
Da der Antrieb stets elektrisch erfolgt, ist das Fahrgefühl souverän und direkt. Der MX-30 beschleunigt ansatzlos und leise. Das Fahrwerk ist komfortabel abgestimmt, bietet aber dennoch die für Mazda typische Agilität. Mit einem Leergewicht von rund 1,8 Tonnen ist er kein Leichtgewicht, die präzise Lenkung kaschiert dies aber gut im Stadtverkehr. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 140 km/h abgeregelt.
Wie hoch ist der reale Benzinverbrauch im Generator-Modus?
Der offizielle, kombinierte WLTP-Verbrauch liegt bei nur 1,0 Liter auf 100 km, da die ersten 85 km elektrisch zurückgelegt werden. Ist die Batterie leer und der Wankelmotor muss arbeiten, muss man in der Praxis mit einem Benzinverbrauch von ca. 7 bis 8,5 Litern auf 100 Kilometern rechnen. Dies ist wichtig zu wissen für Langstreckenfahrten, die primär mit dem Generator bestritten werden.
Laden: Wie schnell lädt der MX-30 an Wallbox und Schnelllader?
Die Ladeleistung ist ein Schwachpunkt.
- AC-Laden (Wallbox/Ladesäule): Maximal 11 kW (dreiphasig), Ladezeit von 0 auf 100 % ca. 1,5 Stunden.
- DC-Schnellladen (CCS): Maximal 36 kW, Ladezeit von 20 auf 80 % ca. 25 Minuten. Für ein modernes Fahrzeug sind diese Werte eher unterdurchschnittlich.
Preise und Ausstattungslinien des Modelljahres 2025
Was kostet der Mazda MX-30 R-EV in Deutschland?
Die Preise für das Modelljahr 2025 starten in Deutschland bei 35.990 € für die Prime-Line. Damit kostet der R-EV exakt so viel wie die eingestellte, rein elektrische Version.
Welche Ausstattungslinie ist die richtige? (Prime-Line, Nagisa, Makoto)
- Prime-Line (ab 35.990 €): Bietet bereits eine gute Grundausstattung mit LED-Scheinwerfern, Navi und vielen Assistenzsystemen.
- Exclusive-Line (ab 37.840 €): Fügt wichtige Komfort-Features hinzu.
- Nagisa (ab 42.990 €): Die neue, stil-orientierte Variante für 2025 mit speziellen Design-Akzenten und Bose-Soundsystem.
- Makoto (ab 40.490 €): Die Top-Ausstattung mit nahezu allen verfügbaren Optionen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Mazda MX-30 R-EV
Für wen ist der MX-30 R-EV das passende Auto?
Der MX-30 R-EV ist ideal für Fahrer, die täglich elektrisch pendeln möchten, aber keine Möglichkeit oder Lust haben, für seltene Langstrecken ein zweites Auto zu unterhalten oder Ladestopps zu planen. Er ist ein Auto für designorientierte Individualisten, meist Singles oder Paare, für die der Fond nur eine Notlösung ist.
Ist der Wankelmotor zuverlässig und wartungsintensiv?
Mazda hat jahrzehntelange Erfahrung mit dem Wankelmotor. Da er hier nur als Generator bei konstanter Drehzahl im optimalen Bereich läuft und nicht den Belastungen eines Hauptantriebs ausgesetzt ist, gelten die alten Zuverlässigkeitssorgen als unbegründet. Die Wartungsintervalle entsprechen denen eines normalen Verbrenners.
Gibt es staatliche Förderungen für dieses Modell?
Nein. Die staatliche Förderung für Elektroautos (Umweltbonus) und die reduzierte Dienstwagenbesteuerung für viele Plug-in-Hybride sind in Deutschland ausgelaufen. Der MX-30 R-EV muss ohne Subventionen auskommen.
Fazit: Geniestreich oder ein komplizierter Kompromiss?
Der Mazda MX-30 e-Skyactiv R-EV ist eines der faszinierendsten und eigenwilligsten Autos auf dem Markt. Er löst das Problem der Reichweitenangst auf eine technisch brillante und einzigartige Weise. Für den urbanen Alltag ist er ein hervorragendes Elektroauto, das für die Langstrecke ein cleveres Benzin-Backup bereithält.
Gleichzeitig ist er ein Fahrzeug voller Kompromisse: Die Freestyle-Türen sind unpraktisch, die Ladeleistung ist langsam und der Benzinverbrauch im Generatorbetrieb ist nicht zu unterschätzen. Er ist teurer und komplexer als ein reines E-Auto und weniger effizient auf der Langstrecke als ein moderner Vollhybrid. Am Ende ist der MX-30 R-EV kein Auto für Pragmatiker, sondern eine Entscheidung des Herzens – für ein einzigartiges Design und ein Stück wiederbelebter, faszinierender Technikgeschichte.