Maserati Levante: Abschied vom ersten SUV

Wer im Jahr 2025 einen brandneuen Maserati Levante konfigurieren möchte, steht vor verschlossenen Türen. Am 31. März 2024 lief im Werk Mirafiori der letzte Levante vom Band. Damit endet nach acht Jahren die Ära des ersten SUV in der über hundertjährigen Geschichte von Maserati. Der Levante war ein Bestseller, ein Tabubruch und für viele der erste Kontakt mit der Marke mit dem Dreizack. Dies ist ein Rückblick auf ein außergewöhnliches Fahrzeug – eine Analyse seines Erbes, seiner Triumphe und seiner Schwächen.

Ein mutiger Schritt: Wie der Levante Maserati verändert hat

Als Maserati 2016 den Levante vorstellte, war die Skepsis groß. Ein SUV von einer Marke, die für elegante Sportwagen und Limousinen bekannt war? Doch der Schritt war überlebenswichtig und erwies sich als goldrichtig. Der Levante machte Maserati für eine völlig neue Käuferschicht zugänglich und wurde schnell zum meistverkauften Modell der Marke.

Maserati Levante Abschied Vom Ersten Suv

Design und Präsenz: Ein Italiener in der deutschen SUV-Festung

Der Levante trat an gegen die etablierte deutsche Konkurrenz um Porsche Cayenne, BMW X5 und Mercedes GLE. Seine Waffe war nicht technische Perfektion, sondern pures italienisches Design. Mit seinem konkaven “Haifischmaul”-Grill, den schmalen Scheinwerfern und der Coupé-artigen Dachlinie strahlte er eine Präsenz und Eleganz aus, die ihn deutlich von der Masse abhob. Er war kein funktionales SUV, er war ein Statement.

Der Klang des Erfolgs: Die Motorenpalette vom Diesel bis zum Ferrari-V8

Ein Maserati wird auch über seinen Klang definiert, und der Levante enttäuschte nicht. Die Palette reichte von einem anfangs verfügbaren, kräftigen V6-Diesel über die potenten V6-Benziner bis hin zum glorreichen, bei Ferrari gebauten V8 im Topmodell Trofeo. Jede Version bot eine akustische Untermalung, die den Fahrer daran erinnerte, in etwas Besonderem zu sitzen.

Maserati Levante Abschied Vom Ersten Suv

Die wichtigsten Versionen im Rückblick

Der Levante bot für (fast) jeden Geschmack etwas, solange dieser Geschmack teuer und italienisch war.

Die Vernunft-Exoten: Diesel und der späte Hybrid

Um auf dem europäischen Markt zu bestehen, startete der Levante mit einem 275 PS starken V6-Diesel, der gute Fahrleistungen mit akzeptablem Verbrauch verband. Gegen Ende seines Lebenszyklus wurde dieser durch einen 330 PS starken Vierzylinder-Mild-Hybrid (GT) ersetzt – ein Versuch, auf die steigende Nachfrage nach Elektrifizierung zu reagieren.

Das Herzstück: Der Levante S/Modena mit V6-Power

Das Rückgrat der Modellreihe bildeten die 3,0-Liter-V6-Biturbo-Benziner. Mit 350 PS im Basismodell und 430 PS im Levante S (später Modena) boten sie die ideale Kombination aus seidigem Lauf, souveräner Kraft und emotionalem Klang. Gekoppelt mit dem intelligenten Q4-Allradantrieb war dies der Levante für die meisten Käufer.

Die Krönung: Der Levante Trofeo mit 580 PS

Das absolute Highlight war der Levante Trofeo. Maserati verpflanzte den 3,8-Liter-V8-Biturbo aus dem Quattroporte GTS, der bei Ferrari gefertigt wurde, in sein SUV. Mit 580 PS und einem Sprint von 0 auf 100 km/h in 4,1 Sekunden war der Trofeo ein echter Super-SUV. Sein Sound war opernhaft und sein Charakter ungestüm – eine würdige Krönung der Baureihe, die mit dem Sondermodell “V8 Ultima” verabschiedet wurde.

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Der ungleiche Kampf: Stärken und Schwächen im Detail

Der Levante war ein Auto der Emotionen, was auch bedeutete, dass er nicht perfekt war.

Warum man ihn liebte: Fahrdynamik und Exklusivität

Seine größte Stärke war die Fahrdynamik. Dank einer exzellenten Gewichtsverteilung, einer präzisen Lenkung und einem aufwändigen Fahrwerk fuhr sich der Levante agiler und sportlicher als die meisten seiner Konkurrenten. Hinzu kam der Faktor der Exklusivität: Ein Levante war und ist ein seltenerer Anblick als ein Porsche Cayenne oder ein BMW X5.

Wo er verlor: Infotainment und Qualität im Detail

Der größte Kritikpunkt war von Anfang an das Infotainment-System, das aus dem günstigeren Jeep Grand Cherokee stammte. Es war funktional, wirkte aber in einem Auto dieser Preisklasse deplatziert. Auch bei der Detailverarbeitung im Innenraum erreichte der Levante nie ganz die makellose Qualität seiner deutschen Wettbewerber.

Das Ende einer Ära: Gründe für das Produktionsende

Das Aus für den Levante ist Teil einer größeren Neuausrichtung bei Maserati unter dem Stellantis-Konzern.

Strategiewechsel in Richtung Elektrifizierung

Maserati stellt sein gesamtes Portfolio auf Elektroantriebe um (“Folgore”). Ein alterndes Modell wie der Levante, das auf einer Verbrenner-Plattform basiert, passt nicht mehr in diese Strategie. Die Ressourcen werden gebündelt, um eine neue Generation von Elektrofahrzeugen zu entwickeln.

Blick in die Zukunft: Was kommt nach dem Levante?

Ein direkter Nachfolger wurde angekündigt, wird aber voraussichtlich erst 2027 erscheinen. Er wird rein elektrisch sein und auf einer neuen Plattform des Stellantis-Konzerns basieren. Ob er wieder Levante heißen wird, ist noch nicht bestätigt. Bis dahin klafft eine große Lücke im Portfolio von Maserati.

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Fazit: Ein würdiger Abschied und Kaufberatung

Der Maserati Levante hat seine Mission erfüllt. Er hat die Marke finanziell saniert und ihr Image verjüngt. Er war ein charakterstarkes, wunderschönes und fahrdynamisches SUV, das seine Schwächen mit viel italienischem Charme überspielte.

Vor- und Nachteile

Vorteile (Pros)
Nachteile (Cons)
✅ Atemberaubendes, exklusives Design
❌ Veraltetes Infotainment-System
✅ Herausragende Fahrdynamik und agiles Handling
❌ Detailverarbeitung nicht auf Niveau der Konkurrenz
✅ Emotionaler und kraftvoller Motorensound (V6/V8)
❌ Hoher Wertverlust auf dem Gebrauchtwagenmarkt
✅ Hohe Exklusivität und Seltenheitswert
❌ Teurer Unterhalt und spezifische Ersatzteile
✅ Souveräne Fahrleistungen in allen Versionen
❌ Kein direkter Nachfolger vor 2027 verfügbar

Urteil des Redakteurs

Der Maserati Levante war mehr als nur ein weiteres Luxus-SUV. Er war eine emotionale Alternative in einem oft unterkühlten Marktsegment. Wer heute einen gebrauchten Levante kauft, entscheidet sich nicht für das vernünftigste, aber vielleicht für eines der leidenschaftlichsten Autos seiner Klasse. Er wird als das Fahrzeug in Erinnerung bleiben, das Maserati erfolgreich ins 21. Jahrhundert geführt hat. Sein Abschied ist ein Verlust, aber auch ein notwendiger Schritt in eine elektrische Zukunft. Arrivederci, Levante.

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