Der Maserati Grecale ist mehr als nur das kleinere Geschwister des Levante; er ist das mit Abstand wichtigste Auto für die Zukunft der Marke. Für das Modelljahr 2025 steht er exemplarisch für den Wandel der gesamten Automobilindustrie. Käufer stehen vor einer fundamentalen Entscheidung: Wählt man die bewährte Kraft eines V6-Benziners, den smarten Hybrid oder wagt man den Sprung in die vollelektrische Zukunft mit dem neuen Topmodell Folgore? Wir haben die verschiedenen Gesichter des Grecale analysiert, um herauszufinden, welcher der wahre König der Premium-SUVs ist.
Design und Innenraum: Unverwechselbar italienisch
Während die deutsche Konkurrenz oft auf funktionale Sachlichkeit setzt, geht der Grecale den italienischen Weg der Verführung. Er ist unverkennbar ein Maserati.
Das Außendesign: Ein kompakter Levante mit eigener Identität?
Ja, die Familienähnlichkeit zum Levante ist gewollt, doch der Grecale wirkt straffer, kompakter und athletischer. Die niedrige Front mit dem dominanten Kühlergrill und die muskulösen hinteren Kotflügel verleihen ihm eine dynamische Präsenz, die ihn von seinen Hauptkonkurrenten, dem Porsche Macan und dem BMW X3, abhebt. Er sieht schnell aus, selbst im Stand.
Digitaler Luxus im Cockpit: Displays und Handwerkskunst
Der Innenraum ist ein gewaltiger Sprung nach vorn für Maserati. Ein 12,3-Zoll-Kombiinstrument wird von zwei zentralen Touchscreens (12,3 Zoll oben, 8,8 Zoll unten) für Infotainment und Klimasteuerung ergänzt. Die berühmte Maserati-Uhr in der Mitte ist erstmals digital. Trotz der Display-Flut bewahrt sich das Cockpit dank feinstem Leder, optionalen Holzeinlagen und der exzellenten Verarbeitung eine luxuriöse, handwerkliche Atmosphäre. Das Sonus Faber 3D-Soundsystem gehört zum Besten auf dem Markt.
Die Qual der Wahl: Die vier Gesichter des Grecale
Kein anderer Wettbewerber bietet eine solche Bandbreite an Antriebsphilosophien in einem Modell.
GT & Modena: Der smarte Hybrid-Einstieg
Die Basis bilden die Mild-Hybrid-Versionen. Der GT leistet 300 PS aus einem 2,0-Liter-Vierzylinder, der Modena kommt mit demselben Motor auf 330 PS. Dank 48-Volt-Technik und einem elektrischen Verdichter (e-Booster) bieten sie ein spontanes Ansprechverhalten und kaschieren jedes Turboloch. Sie sind die vernünftige, aber keinesfalls langweilige Wahl für den Alltag.
Trofeo: Das brüllende Herz des Nettuno-V6
Die Krönung der Verbrenner-Welt ist der Trofeo. Sein 3,0-Liter-V6 “Nettuno” ist eng mit dem Motor des Supersportwagens MC20 verwandt und leistet beeindruckende 530 PS. Er katapultiert den SUV in 3,8 Sekunden auf 100 km/h und untermalt dies mit einem süchtig machenden, opernhaften Klang. Der Trofeo ist pure, ungefilterte Emotion.
Folgore: Die stille Revolution mit 557 Elektro-PS
Der Folgore (ital. für “Blitz”) ist die Zukunft. Zwei Elektromotoren leisten zusammen 557 PS und liefern ein gewaltiges Drehmoment von 820 Nm aus dem Stand. Die große 105-kWh-Batterie sorgt für eine konkurrenzfähige Reichweite. Er ist die Antwort von Maserati auf den elektrischen Porsche Macan und will beweisen, dass ein E-Auto die Seele eines Maserati haben kann.
Fahrdynamik: Mehr als nur ein schöner SUV?
Maserati verspricht den fahraktivsten SUV seiner Klasse. Ein Versprechen, das größtenteils gehalten wird.
Wie schlägt sich die serienmäßige Luftfederung?
Alle Versionen außer dem Basis-GT sind serienmäßig mit einer Luftfederung ausgestattet (für den GT optional). Diese ist der Schlüssel zum Erfolg. Sie ermöglicht eine beeindruckende Spreizung zwischen komfortablem Cruisen und straffer, sportlicher Kurvenlage im Corsa-Modus (nur Trofeo). Das Einlenkverhalten ist präzise und die Wankneigung für ein Fahrzeug dieser Größe erstaunlich gering.
Grecale vs. Porsche Macan: Wer ist der König der Kurven?
Der Porsche Macan gilt seit Jahren als die Referenz für Fahrdynamik im Segment. Der Grecale fordert ihn ernsthaft heraus. Während der Macan vielleicht das letzte Quäntchen an technischer Perfektion und Präzision bietet, fühlt sich der Grecale oft emotionaler und spielerischer an, besonders in den Trofeo- und Modena-Versionen mit ihrem heckbetonten Allradantrieb. Die Wahl ist hier eine Frage des persönlichen Geschmacks: klinische Perfektion (Porsche) gegen leidenschaftliches Drama (Maserati).
Alltagstauglichkeit: Reichweite, Laden und Kosten
Wie alltagstauglich ist der Grecale Folgore (Reichweite & Ladezeit)?
Mit seiner 105-kWh-Batterie erreicht der Folgore eine offizielle WLTP-Reichweite von bis zu 500 Kilometern. Realistisch sind im gemischten Betrieb etwa 400-450 km. Dank 400-Volt-Architektur (nicht 800V wie beim Porsche) ist die Ladeleistung auf maximal 150 kW begrenzt. Ein Ladevorgang von 20 auf 80 Prozent dauert so rund 30 Minuten, was in Ordnung, aber nicht klassenführend ist.
Preise: Was kosten die Grecale-Modelle 2025 in Deutschland?
Maserati positioniert den Grecale selbstbewusst im Premium-Segment. Die Preise für 2025 starten bei:
- Grecale GT (300 PS): ab ca. 88.000 €
- Grecale Modena (330 PS): ab ca. 101.000 €
- Grecale Folgore (557 PS): ab ca. 124.000 €
- Grecale Trofeo (530 PS): ab ca. 146.000 €
Damit liegt er preislich auf einem ähnlichen Niveau wie ein vergleichbar ausgestatteter Porsche Macan.
Fazit: Der emotionalste SUV seiner Klasse?
Der Maserati Grecale ist ein beeindruckendes Gesamtpaket. Er kombiniert atemberaubendes italienisches Design mit einem luxuriösen, hochmodernen Innenraum und einer Fahrdynamik, die es mit den Besten aufnehmen kann. Seine größte Stärke ist jedoch die Freiheit der Wahl, die er seinen Kunden bietet.
Vor- und Nachteile
Vorteile (Pros) | Nachteile (Cons) |
✅ Atemberaubendes italienisches Design und hohe Exklusivität | ❌ Infotainment kann anfangs komplex sein |
✅ Herausragende Fahrdynamik, besonders mit Luftfederung | ❌ Ladeleistung des Folgore nicht auf dem Niveau der Konkurrenz |
✅ Einzigartige Motorenauswahl von Hybrid bis V6 und Elektro | ❌ Hoher Grundpreis und teure Sonderausstattungen |
✅ Luxuriöser, hochwertiger Innenraum mit viel Platz | ❌ Verbrenner-Versionen haben hohe Unterhaltskosten (Steuer/Verbrauch) |
✅ Emotionaler Motorsound (besonders Trofeo) | ❌ Kein 800-Volt-System beim Elektromodell |
Urteil des Redakteurs
Der Grecale ist der beste Maserati seit langer Zeit und ein Volltreffer im wichtigsten Segment des Marktes. Er ist die perfekte Wahl für alle, denen ein deutscher Premium-SUV zu alltäglich und zu wenig emotional ist. Die Hybrid-Modelle sind die smarten Allrounder. Der Trofeo ist ein unvernünftiges Meisterwerk für die Seele. Und der Folgore ist ein beeindruckend gelungener Einstieg in die E-Mobilität, der beweist, dass auch ein Maserati surren statt brüllen kann. Er ist vielleicht nicht in jeder Einzeldisziplin der Beste, aber als Gesamtpaket ist der Grecale zweifellos der aufregendste und begehrenswerteste SUV seiner Klasse.