Maserati Ghibli (2025): Abschied einer Ikone – Kein Nachfolger

Wer heute einen Maserati-Händler betritt und nach einem neuen Ghibli für das Jahr 2025 fragt, wird eine höfliche, aber enttäuschende Antwort erhalten: Es gibt ihn nicht mehr. Die Produktion der charismatischen italienischen Business-Limousine wurde Ende 2023 ersatzlos eingestellt. Der Ghibli, der über ein Jahrzehnt lang Maseratis Speerspitze im Kampf gegen die deutsche Premium-Konkurrenz war, ist von der Bühne abgetreten. Dies ist kein Testbericht, sondern ein Nachruf und eine Analyse: Was war der Ghibli, was bleibt von ihm und warum musste er gehen?

Die Rolle des Ghibli: Maseratis Angriff auf die deutsche Business-Klasse

Als der Ghibli (M157) 2013 auf den Markt kam, war die Mission klar: Er sollte Kunden von BMW 5er, Mercedes E-Klasse und Audi A6 weglocken. Nicht mit überlegener Technik oder perfekter Verarbeitung, sondern mit etwas, das die Deutschen oft vermissen ließen: purer Emotion.

Maserati Ghibli 2025 Abschied Einer Ikone Kein Nachfolger

Design und Emotion: Die Waffe gegen Perfektion

Das Design war seine schärfste Waffe. Während die deutsche Konkurrenz auf Effizienz und eine gewisse Corporate-Uniformität setzte, war der Ghibli eine Skulptur. Die lange Motorhaube, der aggressive “Haifischmaul”-Kühlergrill und die muskulösen Flanken versprachen Drama und Leidenschaft. Einen Ghibli fuhr man nicht nur, man machte ein Statement.

Der Klang: Wie der Ghibli die Herzen eroberte

Selbst in den V6-Versionen war der Klang eine Offenbarung. Wo die Konkurrenz auf leisen Komfort setzte, bot der Ghibli per Knopfdruck im Sport-Modus ein heiseres, kehliges Röhren, das an klassische italienische Sportwagen erinnerte. Der Sound war ein zentrales Verkaufsargument und ein direkter Angriff auf die Sinne.

Die Motoren-Trilogie: Vom Hybrid bis zum Ferrari-V8

Der Ghibli bot über seine Lebenszeit eine faszinierende Motorenpalette, die seine Ambivalenz zwischen Vernunft und Wahnsinn widerspiegelte.

Der rationale Exot: Der Vierzylinder-Hybrid

Als Versuch, auf dem europäischen Firmenwagenmarkt Fuß zu fassen, führte Maserati einen 2,0-Liter-Vierzylinder mit Mild-Hybrid-Technik und 330 PS ein. Er war steuerlich günstiger und sparsamer, doch sein Klang und seine Seele konnten nie ganz mit den größeren Brüdern mithalten. Er blieb ein Exot für Individualisten.

Das Herz der Baureihe: Der V6 in Modena und als Q4

Der 3,0-Liter-V6-Biturbo war der Kern der Modellreihe. Mit 350 PS (später 430 PS im Modena) und optionalem Allradantrieb (Q4) bot er die perfekte Balance aus Leistung und Alltagstauglichkeit. Dieser Motor definierte den Charakter des Ghibli für die meisten Käufer.

Das letzte Hurra: Der Ghibli Trofeo mit 580 PS V8

Die Krönung war der Ghibli Trofeo. Maserati pflanzte den 3,8-Liter-V8 von Ferrari unter die Haube und schuf eine 580 PS starke Limousine, die in 4,3 Sekunden auf 100 km/h sprintete. Der Trofeo war ein wahnsinniges, unvernünftiges und absolut wundervolles Abschiedsgeschenk – eine der letzten Limousinen ihrer Art mit einem so emotionalen Triebwerk.

Maserati Ghibli 2025 Abschied Einer Ikone Kein Nachfolger

Warum musste der Ghibli sterben? Die Gründe für das Produktionsende

Das Ende des Ghibli hat mehrere Gründe, die tief in der Strategie von Maserati und Stellantis verwurzelt sind.

Interne Kannibalisierung und Markenstrategie

Maserati will sich wieder stärker als reine Luxusmarke positionieren. Mit dem Levante SUV und dem kleineren Grecale SUV gab es zu viele Modelle in einer ähnlichen Preisklasse. Zudem wird der zukünftige, für 2028 geplante Quattroporte kleiner und soll die Lücke füllen, die der Ghibli hinterlässt. Man strafft das Portfolio, um die Exklusivität zu wahren.

Der ungleiche Kampf gegen die deutsche Konkurrenz

Trotz seiner emotionalen Stärken konnte der Ghibli nie die Verkaufszahlen der deutschen Konkurrenz erreichen. In den Bereichen Infotainment, Assistenzsysteme und wahrgenommener Innenraumqualität hinkte er bis zuletzt hinterher. Für viele Firmenkunden waren dies entscheidende Nachteile, die auch das schönste Design nicht aufwiegen konnte.

Der Blick zurück: Lohnt sich ein gebrauchter Ghibli heute noch?

Der Ghibli ist auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu oft erstaunlich günstigen Preisen zu finden. Doch ist er eine kluge Wahl?

Stärken und Schwächen im Check (Design vs. Infotainment)

Stärken:

  • Zeitloses, emotionales Design
  • Fantastischer Motorsound (besonders V6 und V8)
  • Exklusivität und Seltenheitswert
  • Gute Fahrdynamik

Schwächen:

  • Hoher Wertverlust
  • Teurer Unterhalt und spezifische Ersatzteile
  • Veraltetes Infotainmentsystem (besonders in frühen Modellen)
  • Innenraumqualität nicht auf dem Niveau der deutschen Konkurrenz

Worauf sollte man beim Kauf eines gebrauchten Ghibli achten?

Eine lückenlose Servicehistorie bei einem Maserati-Spezialisten ist unerlässlich. Elektronikprobleme waren bei frühen Modellen nicht selten. Die V6-Motoren gelten als robust, doch die Unterhaltskosten für Bremsen, Reifen und Inspektionen sind auf Premium-Niveau.

Maserati Ghibli 2025 Abschied Einer Ikone Kein Nachfolger

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Ende des Maserati Ghibli

Wird es einen direkten Nachfolger für den Ghibli geben?

Nein. Maserati plant keinen direkten Nachfolger. Die Rolle der “kleineren” Limousine soll zukünftig ein verkleinerter, neuer Quattroporte übernehmen, der aber erst um 2028 erwartet wird.

Welches Ghibli-Modell ist als Wertanlage am interessantesten?

Ganz klar der Ghibli Trofeo mit dem Ferrari-V8. Als letzter seiner Art und mit geringen Stückzahlen hat er das größte Potenzial, in Zukunft zu einem begehrten Sammlerstück zu werden.

Wie hoch sind die Unterhaltskosten für einen Ghibli?

Die Kosten sind erheblich. Versicherungseinstufungen sind hoch, die Kfz-Steuer für die großen Motoren ist teuer und die Wartung in einer Fachwerkstatt kostet deutlich mehr als bei einem deutschen Premium-Hersteller.

Maserati Ghibli 2025 Abschied Einer Ikone Kein Nachfolger

Fazit: Mehr als nur eine Limousine – ein emotionales Statement

Der Maserati Ghibli war nie das beste Auto seiner Klasse, aber vielleicht das begehrenswerteste. Er war eine unvollkommene, aber zutiefst sympathische Alternative für alle, denen ein deutscher Premium-Wagen zu kühl, zu perfekt und zu gewöhnlich war. Sein Abschied hinterlässt eine Lücke für diejenigen, die eine Limousine nicht nur mit dem Kopf, sondern vor allem mit dem Herzen kaufen. Arrivederci, Ghibli.

Galerie