Der Ford Focus, seit über 25 Jahren ein Synonym für Fahrspaß in der Kompaktklasse, steht vor dem Aus. Die Produktion endet 2025. Wir analysieren im Detail, warum gerade die letzte Generation ein würdiger Hüter ihres dynamischen Erbes ist und für wen sich der Kauf jetzt noch lohnt.
Er war oft die Antwort für jene, denen ein Golf zu bieder und ein Astra zu beliebig war. Der Ford Focus hat seine Nische nie über den niedrigsten Preis oder den größten Kofferraum definiert, sondern über ein Versprechen: Fahrspaß. Seit der ersten Generation von 1998 mit ihrer revolutionären “Control-Blade”-Hinterachse galt der Kölner als die Messlatte für agiles Handling. Doch diese Ära neigt sich dem Ende zu. Ford stellt die Produktion 2025 ein, ein Opfer der strategischen Neuausrichtung auf Elektromobilität und SUVs.
Doch anstatt leise abzutreten, zeigt das aktuelle, nach dem Facelift geschärfte Modell eindrucksvoll, was die Automobilwelt verlieren wird. Er bleibt seinem wichtigsten USP treu: In einer Zeit der zunehmenden Entkopplung vom Fahrerlebnis ist der Focus ein Auto, das kommuniziert. Ein echter “Erbe” seiner fahrdynamischen Vorfahren.
Das Wichtigste in Kürze
Merkmal | Daten |
Modell | Ford Focus (vierte Generation, Facelift) |
Karosserievarianten | 5-Türer (Schrägheck), Turnier (Kombi) |
Wichtigste Motoren | 1.0 EcoBoost Hybrid (MHEV) mit 92 kW/125 PS oder 114 kW/155 PS |
Sportmodell | Focus ST mit 2.3 EcoBoost (206 kW/280 PS) |
USP | Klassenführende Fahrdynamik und Lenkpräzision |
Kofferraumvolumen | 392–1.354 Liter (5-Türer), 635–1.653 Liter (Turnier) |
Produktionsende | Mitte 2025 |
Preis (Listenpreis) | ab ca. 32.000 € |
Preise und letzte Gelegenheiten in Deutschland
Wer jetzt noch einen neuen Focus erwerben möchte, wählt aus einem gestrafften, aber gut durchdachten Portfolio. Die Zeiten der unzähligen Ausstattungslinien sind vorbei. Im Kern stehen die Linien Titanium für den komfortorientierten Fahrer und die in Deutschland besonders beliebte ST-Line, die mit strafferem Fahrwerk und sportlicher Optik das dynamische Erbe am deutlichsten nach außen trägt. Darüber rangiert der Focus ST als kompromissloser Kompaktsportler.
Preislich startet der Focus mit 125-PS-Mildhybrid-Benziner bei rund 32.000 Euro. Der beliebte und empfehlenswerte Turnier mit der stärkeren 155-PS-Maschine und ST-Line Ausstattung liegt bei ca. 38.000 Euro. Das ist kein Billigangebot mehr, aber angesichts der gebotenen Fahrkultur und der serienmäßigen Ausstattung ein fairer Preis im Wettbewerbsumfeld.
Design: Gereifte Evolution statt lauter Revolution
Das Design des Focus war nie schreiend, sondern stets athletisch-elegant. Das Facelift der vierten Generation hat die Front mit schmaleren LED-Scheinwerfern und einem größeren Kühlergrill geschärft. Er wirkt präsenter, ohne seine Grundform zu verleugnen. Besonders der Turnier ist eine elegante Erscheinung und, wie wir später sehen werden, die praktischere Wahl. Das Design unterstreicht den Charakter: Es geht nicht um Effekthascherei, sondern um eine stimmige, dynamische Form.
Das Herzstück: Antrieb und das legendäre Fahrwerk
Hier schlägt das wahre Herz des Focus. Während andere Hersteller auf immer digitalere und gefiltertere Fahrerlebnisse setzen, liefert Ford Ingenieurskunst, die man spürt.
Fahrwerk und Lenkung: Die ewige Messlatte
Auch in seiner letzten Ausbaustufe ist das Fahrwerk eine Klasse für sich. Laut aktuellen ADAC-Tests bietet der Focus eine “herausragende Agilität” und einen “gelungenen Kompromiss aus Sportlichkeit und Komfort”. Die Lenkung ist das Highlight: präzise, direkt und mit einer exzellenten Rückmeldung von der Straße. Jeder Lenkbefehl wird spontan umgesetzt, was dem Fahrer ein enormes Vertrauen und vor allem Fahrfreude vermittelt. Besonders in der ST-Line mit ihrer 10 mm Tieferlegung klebt der Focus förmlich auf der Straße, ohne bei langen Reisen unkomfortabel zu werden.
Die EcoBoost-Motoren: Munter und effizient
Die 1.0-Liter-Dreizylinder-Turbomotoren mit 48V-Mildhybrid-System sind lebendige Begleiter. Das kleine elektrische System überbrückt das Turboloch und sorgt für einen kräftigen Antritt aus niedrigen Drehzahlen. Sowohl die 125-PS- als auch die 155-PS-Variante fühlen sich spritziger an, als es die reinen Daten vermuten lassen. Gekoppelt mit dem knackigen 6-Gang-Schaltgetriebe, wird jeder Gangwechsel zur Freude. Das bedeutet Fahrspaß für den Fahrer im Alltag.
Raumangebot und Kofferraum: Praktisch, aber nicht Klassenprimus
Hier muss der Focus Federn lassen, zumindest als 5-Türer. Der Fond ist für Erwachsene auf langen Strecken enger als bei einem Skoda Octavia. Ganz anders der Focus Turnier: Mit einem Ladevolumen von 635 Litern, erweiterbar auf 1.653 Liter, ist er einer der geräumigsten Kombis seiner Klasse und eine echte Alternative zu jedem SUV. Er verbindet die Praktikabilität eines Lastesels mit der Fahrdynamik einer Sportlimousine.
Innenraum und Infotainment: Licht und Schatten im digitalen Zeitalter
Mit dem Facelift zog der riesige 13,2-Zoll-Touchscreen mit dem SYNC-4-System ein. Die Darstellung ist gestochen scharf, die Bedienlogik nach kurzer Eingewöhnung klar. Die kabellose Anbindung von Apple CarPlay und Android Auto funktioniert tadellos. Einziger, aber signifikanter Kritikpunkt, den auch der ADAC anmerkt: Die Verlagerung der Klimasteuerung auf den Touchscreen ist ein ergonomischer Rückschritt gegenüber den früheren physischen Tasten.
Sicherheitssysteme und Euro NCAP
Der Ford Focus erhielt im Euro NCAP Crashtest eine Bewertung von fünf Sternen (Test von 2019). Mit dem optionalen Fahrer-Assistenz-Paket “Co-Pilot 360” sind alle modernen Helfer an Bord – vom adaptiven Tempomaten mit Stau-Assistent bis zum aktiven Spurhalteassistenten. Hier ist der Focus auf der Höhe der Zeit.
Zuverlässigkeit und Garantie
Ford gewährt in Deutschland eine zweijährige Neuwagengarantie ohne Kilometerbegrenzung. Im aktuellen TÜV-Report 2025 landet der Focus im soliden Mittelfeld. Er ist kein Pannen-Auto, aber auch kein Zuverlässigkeits-Champion wie manche japanische Konkurrenten. Die Technik gilt als robust, die solide Wartung ist jedoch entscheidend für ein langes Autoleben.
Die wichtigsten Konkurrenten
- VW Golf 8: Der ewige Rivale. Er bietet ein hochwertigeres Innenraumgefühl und ist in der Summe seiner Eigenschaften vielleicht das “rundere” Auto, erreicht aber nie die Lenkpräzision und das agile Handling des Focus.
- Skoda Octavia: Der König der Praktikabilität. Wer maximalen Platz für Familie und Gepäck sucht, kommt am Octavia nicht vorbei. Fahrdynamisch ist er jedoch deutlich komfortorientierter und distanzierter ausgelegt.
- Hyundai i30 / Kia Ceed: Die Herausforderer aus Korea punkten mit fairen Preisen, solider Technik und langen Garantien. Sie sind dem Focus in Sachen Fahrspaß aber nähergekommen, ohne ihn ganz zu erreichen.
Die Wahl ist klar: Steht das Fahrerlebnis an oberster Stelle, führt auch heute kein Weg am Focus vorbei.
Fazit: Für wen ist der letzte Ford Focus?
Der Ford Focus ist kein Auto für jeden. Er ist kein Raumwunder wie der Octavia und kein digitaler Perfektionist wie der Golf. Er ist eine Wahl für Menschen, die das Fahren noch lieben. Für jene, die eine präzise Lenkung und ein agiles Chassis mehr schätzen als den letzten Millimeter Kniefreiheit im Fond.
Der Kauf eines der letzten Focus-Modelle ist eine bewusste Entscheidung für ein ausgereiftes, fahraktives Automobilkonzept, das es in dieser Form bald nicht mehr geben wird. Er ist für den Pragmatiker, der im Turnier einen der besten Kombis auf dem Markt findet, und für den Enthusiasten, der das Gefühl einer perfekt ausbalancierten Maschine zu schätzen weiß.
Vor- und Nachteile
Vorteile (Pros) | Nachteile (Cons) |
✅ Herausragende Fahrdynamik, bestes Handling der Klasse | ❌ Produktion wird 2025 eingestellt |
✅ Sehr präzise und direkte Lenkung | ❌ Platz im Fond (5-Türer) unter dem Klassendurchschnitt |
✅ Lebendige und effiziente Mildhybrid-Motoren | ❌ Bedienung der Klimaanlage nur über Touchscreen |
✅ Turnier-Version mit riesigem Kofferraum | ❌ Innenraumqualität nicht ganz auf VW-Niveau |
✅ Modernes SYNC-4-Infotainmentsystem |
Urteil des Redakteurs
In einer Welt, die sich auf dem Weg zu leisen, schweren Elektroautos und uniformen SUVs befindet, ist der Ford Focus eine lautstarke Erinnerung daran, was ein kompakter Verbrenner sein kann: leichtfüßig, agil und kommunikativ. Ein Auto, das durch das Lenkrad zu seinem Fahrer spricht. Er wird eine Lücke hinterlassen. Wer sich jetzt noch einen der letzten sichert, kauft nicht nur ein exzellentes Auto, sondern auch ein Stück fahraktiver Automobilgeschichte. Er wird fehlen.